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Digitale Infrastruktur
für Multimodalität
22. März 2023
Reibungslose Umstiege mit Park+Ride
Park+Ride-Anlagen bieten Pendler:innen eine bequeme Vernetzung von individueller und öffentlicher Mobilität. Digital verfügbare Informationen zur Belegung in Echtzeit können die Multimodalität weiter stärken.
Mit dem Auto zum Bahnhof und von dort aus weiter mit dem Zug: Pendler:innen in ländlichen Regionen und Stadtrandlagen nutzen gerne das Angebot von Park+Ride-Stationen. Die intermodale Verknüpfung des Pkw-Verkehrs mit Fahrtmöglichkeiten auf der Schiene oder starken Busachsen schafft komfortable Reiseketten mit optimierten Fahrzeiten. Deshalb sollen zukünftig auch Informationen zu Park+Ride-Angeboten, insbesondere zur Echtzeitbelegung, digital über die Mobilitätsapps des NRW-Nahverkehrs bereitgestellt werden.
Gratis parken und einfach weiter mit Bus oder Bahn: Das Angebot von Park+Ride an Bahnhöfen, Bus- und Straßenbahnstationen kann den alltäglichen Pendelverkehr in die Stadtzentren entlasten und so einen effektiven Beitrag zur Verkehrsverlagerung vom eigenen Auto auf den ÖPNV leisten. Die Akzeptanz der inter- oder multimodalen Wegekette hängt allerdings entscheidend davon ab, dass der Umstieg reibungslos gelingt. Pendler:innen wollen schnell einen Parkplatz finden und von dort aus ihre Bus- oder Bahnverbindung einfach erreichen. Für sie sind aktuelle und zuverlässige Informationen über verfügbare Parkplätze genauso wichtig wie Fahrplanauskünfte in Echtzeit. Nun will die ÖPNV Digitalisierungsoffensive NRW mit dem Teilprojekt „mobil.nrw P+R – Ausbau der Digitalisierung P+R in NRW“ die digitale Infrastruktur zur Auslastungsoptimierung und Bewirtschaftung von Park+Ride-Anlagen in der Fläche voranbringen. Die Projektinitiative und -leitung liegt beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR).
„Park+Ride-Anlagen müssen hinsichtlich Kapazität, Qualität und Ausstattung attraktiv gestaltet und technisch so ausgerüstet sein, dass sich Reisende über digitale Medien in Echtzeit darüber informieren können, wo es freie Park+Ride-Plätze gibt. Denn Pendler:innen wollen einen deutlichen Zeitvorteil haben, wenn sie Park+Ride nutzen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln ihre Fahrten fortsetzen.“
ÖPNV statt Stau: So lässt sich die Idee zum digitalen Ausbau von Park+Ride-Anlagen kurz zusammenfassen. „Hunderttausende Menschen pendeln täglich mit dem eigenen Pkw in die großen Einpendlerstädte Nordrhein-Westfalens und sorgen für erhebliche Verkehrsprobleme. Staus verstopfen die Straßen, Abgase verpesten die Luft und die Suche nach einem freien Parkplatz wird für alle jeden Tag zur Herausforderung“, beschreibt Marcel Vreden vom ÖPNV-Management der VRR AöR die Beweggründe zum Projektstart. Durch den quantitativen und qualitativen Ausbau von Park+Ride-Anlagen an SPNV- oder ÖPNV-Stationen sowie verbesserte Informationen über das Stellplatzangebot will der VRR Teile des Individualverkehrs auf den ÖPNV verlagern und Straßen entlasten. „Ein verbundweit gutes Park+Ride-Angebot kann die Verkehrsprobleme in den Einpendlerstädten positiv beeinflussen, wenn Autofahrer:innen bereits wohnortnah vom eigenen Pkw auf Bus und Bahn umsteigen,“ sagt Marcel Vreden.
Pkw-Einpendler pro Tag in den größten VRR-Städten
312.969.00
Düsseldorf
153.125.00
Essen
134.298.00
Dortmund
104.484.00
Duisburg
83.212.00
Bochum
62.152.00
Wuppertal
4,8 Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen sind Berufspendler:innen. Ihren Arbeitsweg legen sie zu 70,2 Prozent überwiegend mit dem Auto zurück. [Quelle: IT.NRW]
Strategie: Intermodalität erleichtern
Die Strategie zur Stärkung der intermodalen Wegekette setzt auf den Ausbau von Park+Ride-Anlagen hinsichtlich Kapazität und Qualität, damit Umstiege auf die öffentlichen Verkehrsmittel einfacher werden. Der VRR hat im Rahmen von zwei Bestandsaufnahmen und Nachfrageerhebungen eine Vielzahl an aktuellen Informationen zu Park+Ride-Angeboten zunächst im eigenen Verbundraum zusammengetragen. Dazu gehören beispielsweise Größe, genaue Geo-Koordinaten, Zufahrtsmöglichkeiten sowie Wege zu Bus- und Bahnhaltestellen oder auch der bauliche Zustand. Diese Daten bieten eine Planungsgrundlage für die Verbesserung vorhandener und / oder die Einrichtung neuer Park+Ride-Angebote. „Wir haben bereits regionale Park+Ride-Konzepte für die einpendlerstärksten Städte im VRR entwickelt, die auch die umliegenden Auspendlerstädte mit einbeziehen“, erklärt Vreden. Der VRR wird ferner relevante Ausstattungs- und Qualitätsstandards für Park+Ride-Anlagen in seine Haltestellenrichtlinie integrieren, die zurzeit überarbeitet wird. Denn es gilt, Autofahrer aus der Komfortzone des eigenen Autos in die öffentlichen Verkehrsmittel zu locken. Wichtig dafür ist insbesondere die digitale Belegerfassung. Die langfristige Projektvision sieht auch vor, dass Pendler:innen freie Stellplätze reservieren können.
Sechs Maßnahmenschritte für mehr Park+Ride-Anlagen
Die Park+Ride-Strategie des VRR setzt auf die regionale und überregionale Zusammenarbeit der kommunalen Entscheidungsträger in den Ein- und Auspendlerstädten. Der Auf- und Ausbau der digitalen Infrastruktur zur Auslastungsoptimierung, Beauskunftung und Bewirtschaftung von Park+Ride-Anlagen beinhaltet sechs Maßnahmenschritte, die zuletzt auch die Navigationssysteme des motorisierten Individualverkehrs einbinden.
Entwicklung von regionalen Park+Ride-Konzepten für die einpendlerstärksten Städte im VRR unter Einbeziehung ihrer Auspendlerstädte und ein gezielter Ausbau geeigneter – potenziell nachfragestarker – Park+Ride-Anlagen.
Formulierung von hohen Ausstattungs- und Qualitätsstandards für Park+Ride-Anlagen (und Festschreibung in der VRR-Haltestellenrichtlinie) zur Erleichterung des Umstiegs vom Pkw in öffentliche Verkehrsmittel.
Installation von digitalen Erfassungssystemen der Echtzeitbelegung „Smarte Pendlerparkplätze“ und Information zur Echtzeitbelegung (Pilotprojekt VRR/Regiobahn in Mettmann).
Für die Intermodale Reiseplanung im ÖPNV werden der Pkw als optionales Verkehrsmittel und Echtzeitdaten bzw. Prognosen zur Belegung von Park+Ride-Anlagen in die Elektronische Fahrplanauskunft integriert.
Bewirtschaftung von Park+Ride-Anlagen zur Finanzierung der Mehrkosten (Digitalisierung) und ggf. Reservierung von Stellplätzen für „Premiumkund:innen“ des ÖPNV.
In der Zielvision erfolgt eine Integration des Echtzeit-/Prognose-Belegungsgrads von Park+Ride-Anlagen auch in den Navigationssystemen für Pkw, bei Beauskunftung alternativer Fahrtoptionen mit dem ÖPNV.
Pilotprojekte: Expertise gewinnen und nutzen
Gemeinsam mit regionalen Partner:innen hat der VRR inzwischen erste Pilotprojekte realisiert, in denen auch die verschiedenen, am Markt verfügbaren Systeme zur digitalen Belegerfassung auf Park+Ride-Plätzen getestet werden. Bereits seit Februar 2019 sind sind drei Erfassungssysteme auf den Park+Ride-Stationen der Regiobahn in Mettmann Stadtwald und Mettmann Neanderthal in Betrieb. Während auf der Anlage Stadtwald optische Sensoren und Bodensensoren zur Einzelplatzerfassung installiert wurden, wird die Auslastung der Stellplätze an der SPNV-Station Neanderthal mittels Überfahrtsensor im Zufahrtsbereich bilanziert. Im Oktober 2019 folgte ein neuer Park+Ride-Platz mit einer dynamischen Belegungsraderfassung für 36 Stellplätze an der SPNV-Station Kerken-Nieukerk. Die Stadt Wesel eröffnete eine erste Pilotanlage mit Bodensensoren per Klebetechnik im Herbst 2022; seit Dezember werden alle Park+Ride-Anlagen am Bahnhof Wesel damit ausgestattet. Für Pendler:innen wichtig: Echtzeit-Informationen zur Auslastung der pilotierten Park&Ride-Anlagen können sie über die VRR-App bereits abrufen. „Unsere Pilotprojekte liefern uns wichtige Informationen über die Möglichkeiten der digitalen Belegerfassung und stärken unser Wissen beim Einsatz unterschiedlicher Erfassungssysteme“, erläutert Marcel Vreden. Diese Expertise steht über die ÖPNV Digitalisierungsoffensive NRW landesweit zur Verfügung.
Smartes Parken wird gefördert
Der VRR bietet interessierten Kommunen seine fachliche Unterstützung beim Aus- oder Neubau von Park+Ride-Anlagen und Systemen für „Smartes Parken“ an. Als Zuwendungsgeber und Bewilligungsbehörde fördert der VRR in seinem Verbundgebiet auch entsprechende Maßnahmen sowie die Installation von technischen Systemen, die den Belegungsgrad in Echtzeit erfassen. Beim Neu- oder Ausbau einer Park+Ride-Anlage müssen bei der Inanspruchnahme von Fördermitteln grundsätzlich alle Stellplätze derselben mit einem solchen System ausgestattet werden. In einer Broschüre gibt der VRR mehr Informationen zu den Fördermöglichkeiten.