PKM ist ein geräteunabhängiger Standard zur elektronischen Abbildung und Verarbeitung beliebiger Tarife des ÖPNV. Ein Tarifmodul nach PKM ist verpflichtender Bestandteil des offenen Daten- und Schnittstellen-Standards im eTicket-Deutschland.
Tarifmodule nach dem PKM-Standard erleichtern nicht nur die Umsetzung des eTarifs NRW. Verkehrsverbünde und -unternehmen profitieren insgesamt von einheitlichen Datenstrukturen.
Die Nutzung von PKM ermöglicht ihnen die schnelle Einpflege von Tarifneuerungen in ihre Informationsmedien, Vertriebs- und Kontrollgeräte. Auch temporäre Ticketprodukte, etwa bei Schnupperabos, Ferien- oder Feiertagsaktionen, sind einfach umzusetzen – und das ganz im Sinne der Fahrgäste. Die Kompatibilität aller Tarifmodule im NRW-Nahverkehr nach dem einheitlichen PKM-Standard zählt mit zu den wichtigsten Maßnahmen im Rahmen der ÖPNV Digitalisierungsoffensive NRW. Erst durch dieses System wird eine landesweit durchgängige Tarifierung für verschiedene Anwendungen in den Bereichen Auskunft, Vertrieb und Kontrolle möglich.
PKM ist ein geräteunabhängiger Standard zur elektronischen Abbildung und Verarbeitung beliebiger Tarife des ÖPNV. Ein Tarifmodul nach PKM ist verpflichtender Bestandteil des offenen Daten- und Schnittstellen-Standards im eTicket-Deutschland.
Die Tariflandschaft im NRW-Nahverkehr baut auf den vier regionalen Verbundtarifen der Verkehrsverbünde Aachen (AVV), Rhein-Sieg (VRS) und Rhein-Ruhr (VRR) sowie dem WestfalenTarif auf. Der NRW-Tarif für landesweite Fahrten ergänzt das Angebot. Die gewachsenen Tarifstrukturen variieren von Verbund zu Verbund und Fahrgäste klagen deshalb über die Unübersichtlichkeit des Ticketangebots – gerade außerhalb ihrer Stammstrecken. Der Grund: Die Tarifinformationen zu den Tarifgebieten Nordrhein-Westfalens lagen bisher nicht in einer einheitlichen digitalen Form vor. So konnten sie von den Fahrplanauskunfts- und Vertriebssystemen der Verkehrsunternehmen und -verbünde nur schwer integriert werden. Mit dem Tarifmodul nach PKM steht eine Lösung zur Verfügung, um Tarife digital einheitlich zu verarbeiten und abzubilden. Der offene, geräteunabhängige Standard wurde im Auftrag des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen und des VDV eTicket Service in einer Forschungsgruppe am Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI entwickelt.
Tarifmodule nach PKM als Grundvoraussetzung für das eTicket Deutschland bieten auch eine Lösung für die heterogene Tarifstruktur im NRW-Nahverkehr. Nicht die Tarife werden standardisiert, sondern die Tarifabbildung. Tarifdaten können durch die standardisierte Abbildung wie Fahrplandaten von Datenbanken verarbeitet werden. Eingebunden in die Auskunftssysteme von Verkehrsverbünden und -unternehmen, werden Reiseanfragen um die passenden Tarife und Ticketoptionen ergänzt. Standard PKM als Teilprojekt der ÖPNV Digitalisierungsoffensive NRW stellt sicher, dass die Kompatibilität der Module in allen Tarifräumen Nordrhein-Westfalens untereinander gewährleistet ist. Tarifangebote werden digital und landesweit flexibel platzierbar.
Für den Aufbau von Projekt- und Unterstützungsstrukturen, tarifübergreifenden Modulen und Tool-Erweiterungen erhält das beim Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) verortete Kompetenzcenter Marketing (KCM) Fördergelder des NRW-Verkehrsministeriums in Höhe von 1,3 Millionen Euro. Das Ziel: Tarifmodule nach PKM-Standard zu entwickeln und diese gemeinsam mit den verschiedenen Verbünden auf ganz Nordrhein-Westfalen auszuweiten.
Die Einführung von Tarifmodulen nach PKM bietet eine Reihe von Vorteilen gegenüber früheren Verfahren der Tarifdatenbereitstellung. Dazu gehören neben der einheitlichen Beschreibung von Tarifen eine zentrale Datenverwaltung, -pflege und -verteilung. Für die Verkehrsunternehmen vereinfacht sich damit die Nutzung der Tarifdaten, die von den Produktverantwortlichen auf Seiten der Verkehrsverbünde oder der Landestarifgremien bereitgestellt werden. Bei Tarifänderungen können sie ihre Datenstände schnell aktualisieren und einheitlich in unterschiedliche Systeme – Websites und Apps, aber auch Ticketautomaten und Busdrucker sowie Kontrollgeräte – einpflegen. Dafür müssen sie keine tariflichen Absprachen mit den jeweiligen Systemherstellern mehr treffen, sondern lediglich dafür sorgen, dass die im PKM-Standard definierten Standard- und Fachfunktionen in der entsprechenden Programmiersprache ihrer Systeme umgesetzt sind und die Module genutzt werden können. Neben tariflichen Updates werden so temporäre Ticketprodukte wie Schnupperabos und Ferientickets oder auch Marketingaktionen wie zuletzt die Sommer-Aboaktion im NRW-Nahverkehr viel einfacher. Das ist ganz im Sinne der Fahrgäste, erhalten sie somit einheitliche Informationen auch über verschiedene Kanäle.
Die flächendeckende Einführung der Tarifmodule nach PKM wird im Rahmen der ÖPNV Digitalisierungsoffensive durch eine landesweite Arbeitsgruppe nachhaltig unterstützt. Für die Kontrollmodule wurden bereits NRW-einheitliche Richtlinien erstellt, für Produkt- und Tarifmodule einheitliche Schnittstellen erarbeitet. Alle Tarife in NRW und selbstverständlich auch der NRW-Tarif werden zukünftig in einem Modul nach PKM abgebildet.
PKM erlaubt es zudem, sogenannte koordinierende Module zu erzeugen. Diese können Informationen von unterschiedlichen Modulelementen abfragen. Als Beispiel für die Verwendung eines solchen koordinierenden Moduls bietet sich der neue eTarif NRW an. Hier werden Anfragen an eine zentrale Instanz gestellt, die wiederum die gewünschten Informationen bei den entsprechenden regionalen Modulen anfragt. Der eTarif NRW dient als Klammer für die regionalen eTarife der Verkehrsverbünde und Tarifgemeinschaften. Tarifmodule nach PKM machen das erst möglich.
Die NRW-weite Einführung dieser Module nach PKM soll im 4. Quartal 2023 erfolgen. Bis dahin sollen Tarif-, Produkt- und Kontrollmodule für unterschiedliche Anwendungsfälle vorliegen. Gleichzeitig müssen alle im NRW-Nahverkehr eingesetzten Auskunfts-, Vertriebs- und Kontrollsysteme flächendeckend in der Lage sein, die Module zu nutzen und Tarifinformationen abzubilden.
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