22. November 2021
Wie voll darf Ihr Zug…
Auslastungsinformationen in der Fahrplanauskunft erhöhen den Reisekomfort für die…
Die Verfügbarkeit, die Aufbereitung und die Nutzung qualitativ hochwertiger Mobilitätsdaten werden damit für Verkehrsverbünde und -unternehmen immer wichtiger. Vor diesem Hintergrund arbeitet derzeit ein Projektteam beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) im Rahmen der ÖPNV Digitalisierungsoffensive NRW an der Entwicklung eines Qualitätsmanagementsystems für die Auskunftssysteme im Nahverkehr Nordrhein-Westfalens, wodurch die bereits verfügbaren Prognosen weiter optimiert werden sollen. Zunächst werden dabei Mobilitätsdaten analysiert, die im Verbundraum des VRR zur Verfügung stehen. Perspektivisch soll die Analyse landesweit erfolgen und die Ergebnisse dann allen Auskunftssystemen im NRW-Nahverkehr bereitgestellt werden.
Wenn potenzielle ÖPNV-Kund:innen ihre Entscheidung pro oder contra Bus und Bahn von den Daten in der Fahrgastinformationen abhängig machen, ist die Verlässlichkeit dieser unverzichtbar. Wichtige Informationen für die Fahrtenplanung – etwa zu Baustellen entlang der Wegekette – sind im Idealfall schon ein bis zwei Monate vor Reiseantritt verfügbar. Neben diesen erweiterten Fahrplanauskünften gewinnen auch Auskünfte zur Auslastung der Fahrzeuge, zur Barrierefreiheit oder auch zu Wagenreihungen für die Planung und Organisation einer Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln an Bedeutung. Bis zur Bereitstellung dieser Auskünfte in den Fahrgastinformationsangeboten entsteht ein komplexer Datenfluss, bei dem die erzeugten Daten verschiedene Stationen durchlaufen, in denen sie zusammengeführt, verarbeitet und verteilt werden.
Bei der Vielzahl der datenliefernden Vorsysteme lassen sich Übertragungsfehler und Inkonsistenzen nicht immer vermeiden. Hinsichtlich der Plausibilität und Vollständigkeit von Mobilitätsdaten gibt es aktuell jedoch keine automatisierten Kontrollmöglichkeiten, so dass zur Lokalisierung und Identifikation von Fehlern langwierige manuelle Analysen durchgeführt werden müssen. Ein Projektteam beim VRR unter Leitung von Nadine Kaup, Sven Damitz und David Lopez entwickelt nun, gemeinsam mit internen und externen Partnern ein Qualitätsmanagement für die Auskunftssysteme, mit dem sich mögliche Fehlerquellen erkennen und beheben lassen.
Das Teilprojekt „Entwicklung eines landesweiten Qualitätsmanagementsystems für Auskunftssysteme“ im Rahmen der ÖPNV Digitalisierungsoffensive NRW soll zunächst mögliche Qualitätsprobleme in der Datenbereitstellung und -übermittlung analysieren. Dabei soll der gesamte Informationsfluss von der Datenerhebung beim Verkehrsunternehmen bis hin zur Anzeige beim Fahrgast betrachtet werden. Untersucht werden also sämtliche Mobilitätsdaten, die über verschiedene Kanäle in der Fahrgastinformation angezeigt werden. Dazu gehören Soll-Fahrplandaten, Echtzeitdaten inklusive Prognosedaten, Infrastrukturdaten wie P&R-Plätze, Aufzüge, Fahrtreppen, etc., Daten aus dem Ereignis-Management-System und sämtliche relevanten Prozesslogs aus den Systemen. Darauf aufbauend entsteht ein Qualitätsmanagementsystem mit verschiedenen Modulen.
Hier werden die Daten aus den verschiedenen Quellen gesammelt definiert, eingeordnet und ausgewertet. Die Auswertungsergebnisse dienen als Basis für die Fehler- und Qualitätsanalyse und berücksichtigen sowohl historische Daten als auch Echtzeitdaten. Anhand dieser Erkenntnisse sollen Maßnahmen eingeleitet werden, um erfasste Mängel dauerhaft abzustellen.
Die Ergebnisse des Analysemoduls werden erfasst, identifiziert und verifiziert. In diesem Modul werden nun die Maßnahmen zur Behebung der dokumentierten Qualitätsprobleme vorangetrieben. Das Qualitätsmonitoring, bei dem Soll- und Ist-Qualität gegenübergestellt werden, ist ebenso Bestandteil dieses Moduls.
Mittels eines lernfähigen Prognosemoduls sollen Mängel in den vorhandenen Prognosen und Daten, wie unvollständige Datensätze oder fehlerhafte Schnittstellen, erkannt und automatisch korrigiert werden können. Durch die Einbindung von z. B. Wetterdaten soll die Prognosequalität weiter geschärft und damit die Fahrgastinformation präzisiert werden.
Zur abschließenden Ergebnisanalyse werden die entdeckten Datenfehler hinsichtlich ihrer Häufigkeit, ihrer Auftrittsdaten und Ausprägung visuell dargestellt, um die weitere Vorgehensweise für die Darstellung der Analysen, Ergebnisse und Statistiken für verschiedene Zielgruppen zu erleichtern.
Das Qualitätsmanagementsystem berücksichtigt alle Mobilitätsdaten, die ÖPNV-Kund:innen für ihre Fahrtenplanung erwarten, und sichert deren zuverlässige Bereitstellung über die verschiedenen Auskunftssysteme der Verkehrsverbünde und -unternehmen. Die Prozessanalyse durch die Projektgruppe der zuständigen Stabstelle des VRR identifiziert dabei mögliche Fehlerquellen, erkennt Muster in Abweichungen und definiert die jeweiligen Schnittstellen, an denen Datenflüsse unvollständig oder fehlerhaft sind.
Die Entwicklung eines landesweiten Qualitätsmanagementsystems für Auskunftssysteme wird in zwei Stufen zunächst im VRR umgesetzt und anschließend auf die Verkehrsverbünde und -unternehmen in ganz Nordrhein-Westfalen übertragen und ausgerollt. Aktuell befindet sich die Projektgruppe der beteiligten Fachbereiche des VRR unter Leitung der Stabstelle IKT in der Konzeptionsphase, um mit einem beauftragten Dienstleister die technischen Rahmenbedingungen zur Vorbereitung der bevorstehenden Prozessanalyse zu treffen. Die langjährige Expertise der Kolleg:innen bei der VRR AöR, die von der Stadtbahnplanung bis zur Einführung von Ist-Datendrehscheiben reicht, ist dabei von fundamentaler Bedeutung. Die Durchführung der Prozessanalyse ist für das erste Quartal des Jahres 2022 geplant. Anschließend können erste Aussagen bezüglich der Datenqualität von Fahrgastinformationssystemen bzw. deren Datenquellen aus dem neuen System erfolgen und weitere Analyseschwerpunkte benannt werden. Die ersten Analyse-Berichte sind für das zweite Quartal des Jahres 2022 geplant. Darin werden Soll-Ist-Abweichungen sowie eine Übersicht zur Abdeckung der Echtzeitdatenlieferungen im VRR dargestellt. Im vierten Quartal 2022 soll mit der Identifikation und Auswertung der Fehlerquellen begonnen werden, die anschließend durch geeignete Maßnahmen im Qualitätsmanagement-Modul dokumentiert und behoben werden.
Fotos: © Shutterstock.com/Maria Savenko (1); VRR (2)