Datenschutz
unterstützt den
digitalen Wandel
21. September 2022
Datenschutz als Innovationstreiber im ÖPNV
5 Fragen an Katharina te Heesen, Justiziarin beim Kompetenzcenter Digitalisierung NRW
Fahrgäste im NRW-Nahverkehr profitieren zunehmend von automatisierten Prozessen und digitalen Service-Angeboten. Gleichzeitig müssen die Verkehrsunternehmen den Herausforderungen einer angemessenen Kundeninformation mit allen technischen Möglichkeiten und dem Schutz persönlicher Daten gerecht werden. Wie sich der digitale Wandel im ÖPNV kundenorientiert und datensicher gestalten lässt, erklärt Katharina te Heesen. Die Syndikusrechtsanwältin ist im Kompetenzcenter Digitalisierung NRW (KCD) als landesweite Beraterin für Fragen rund um das Thema Datenschutz zuständig.
Die Datenschutzstelle beim KCD wurde als Ergebnis eines Teilprojekts der ÖPNV Digitalisierungsoffensive NRW im August 2019 eingerichtet. Welche Aufgaben haben Sie damit übernommen?
Katharina te Heesen: Datenschutz und Datensicherheit nehmen einen immer größeren Raum in der Arbeit bei Digitalisierungsprojekten ein. Die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) sorgt nach wie vor für großen Beratungsbedarf. Das KCD initiiert gutachterliche Beurteilungen von Rechtsfragen oder Rechtsfolgen im Bereich des eTicketings. Ziel ist es, die Verkehrsunternehmen und die Verbünde in NRW hinsichtlich zentraler, komplexer Sachverhalte oder zu klärender Organisationsformen unterstützen zu können.
Warum ist der Datenschutz für den NRW-Nahverkehr ein so wichtiges Thema?
Katharina te Heesen: Im direkten Kundenkontakt werden immer personenbezogene Daten verarbeitet, die unbedingt zu schützen sind. Nach und nach entsteht eine Masse an Daten, die im ÖPNV durch neue digitale Services und Angebote wie die Fahrtmöglichkeit mit den neuen eTarifen eezy noch größer wird. Nun bilden Datenschutz und Datensicherheit die Basis von Vertrauen im digitalen Kundenkontakt. Der Schutz personenbezogener Daten kommt somit öfter zum Tragen, als vielfach angenommen: von der Entwicklung technischer Systeme über Stellen der Kundenkommunikation bis hin zum täglichen Projektmanagement. Unternehmensübergreifend und in den verschiedensten Fachabteilungen tragen alle Mitarbeiter:innen Verantwortung für datenschutzrelevante Aspekte.
Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen in Sachen Digitalisierung und Datenschutz?
Katharina te Heesen: Entscheidend ist, dass der Datenschutz in allen Projekten von Anfang an Beachtung findet. Einen Prozess zu gestalten, der dies sicherstellt und der von allen Beteiligten respektiert wird, ist die größte Herausforderung. Datenschützer:innen müssen genauso in die Beauftragung eines Produkts involviert werden wie etwa Angestellte aus der Vergabeabteilung oder Rechtsabteilung, die sich um die Vergaberechtsangelegenheiten und Vertragsgestaltung kümmern. Sie müssen dem Prozess der Produktentwicklung beiwohnen, damit datenschutzrelevante Themen unmittelbar mitgedacht und Korrekturen im Nachgang vermieden werden.
Wird der Datenschutz nicht schon in der Initialisierungsphase neuer Projekte mitgedacht, sondern erst am Ende einbezogen, so führt dies zu einer längeren Prüfungsphase – bei echten Innovationsproduktion durch den Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationssicherheit. Kommt es dann zu notwendigen Änderungen, so führt dies zu Verzögerungen und zu monetärem Mehraufwand.
Justiziarin Kompetenzcenter Digitalisierung (KCD)
Was müssen öffentliche Verkehrsunternehmen dringend beachten, wenn sie digitale Geschäftsmodelle und einen sicheren, nutzerfreundlichen Datenschutz etablieren wollen?
Katharina te Heesen: Für Digitalisierungsprojekte ist es im Allgemeinen sinnvoll, wenn der oder die Datenschützer:in bereits im Rahmen der Erstellung einer Leistungsbeschreibung für ein technisches Projekt mitgenommen wird. Außerdem: Datenschützer:innen sollte gut mit dem UX Designer zusammenarbeiten und so sicherstellen, dass die User-Journey den Standards des Grundsatzes Privacy by design and default entspricht.
Was ist aus Ihrer Sicht zu tun, damit Datenschutz zum echten Innovationstreiber und zum Qualitätsmerkmal der Digitalisierung im NRW-Nahverkehr wird?
Katharina te Heesen: Aus meiner Sicht wäre es sinnvoll, Standards zu entwickeln, die von jedem Unternehmen der Branche verstanden werden. Standards stellen sicher, dass der Datenschutz in jedem Projekt der Mobilitätslandschaft eingehalten wird. Sie geben den Datenschützer:innen Unterstützung, wie der Datenschutz im Unternehmen gelebt werden kann. Und sie halten Projektmanager:innen dazu an, den Datenschutz von Anfang an in ihren Projekten mitzudenken. Mit der Entwicklung von Standards würde ein Changemanagementprozess für die Gestalter:innen der Mobilität auf die allgemeine Akzeptanz und Sensibilität für das so allgegenwärtig vertretende Thema Datenschutz einzahlen. In der Folge werden Produkte zügiger datenschutzkonform gestaltet, und den Kund:innen kann zu jeder Zeit Auskunft darüber gegeben werden, wie mit ihren Daten umgegangen wird. Das wiederum stärkt das Vertrauen in die Branche.
Datenschutzstandards für innovative Technikprojekte
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Foto: © Boiko Y / shutterstock.com (1); © Katharina te Heesen /privat (2)