„Die primäre User Journey stellt eine hauptsächliche Bedienung via Sprache und ohne Blick auf das Smartphone dar.“
Wie komme ich am besten von A nach B? Wie finde ich die nächste Haltestelle? Schnell mal Google, Alexa oder Siri fragen? Der NRW-Nahverkehr will für seine Fahrgäste eine bessere Alternative: Voraussichtlich ab Anfang des Jahres 2024 ermöglicht der digitale Sprachassistent einen vollautomatisierten Kundendialog über die Apps und Auskunftssysteme von Verkehrsverbünden und -unternehmen. Für die ÖPNV Digitalisierungsoffensive NRW stellte Projektleiter Andreas Zylla die innovative Entwicklung auf der REHACARE in Düsseldorf vor.
Mobilität und barrierefreies Reisen zählten zu den großen Trendthemen auf der diesjährigen REHACARE, der Fachmesse für Rehabilitation und Pflege in Düsseldorf. In Ausstellungen und Vorträgen informierten Expert:innen hier über die Umrüstung von Mopeds, Autos oder Wohnmobilen, Reiseführer für Menschen mit Behinderungen oder barrierefreie Hotelzimmer. Die Mobilität im Alltag fokussierte sich auf den motorisierten Individualverkehr. Dabei brauchen gerade Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen öffentliche Verkehrsangebote – und oftmals auch Unterstützung, um diese selbstständig nutzen zu können. Hier setzt das Teilprojekt „mobil.nrw – digitale Assistenten“ an. Über eine moderne Sprachsteuerung für die Apps und Auskunftssysteme im NRW-Nahverkehr können Fahrgäste zukünftig alle gewünschten Informationen für eine Bus- oder Bahnverbindung abfragen. Der vollautomatisierte Kundendialog mit Sprachassistenz unterstützt den Weg hin zur Barrierefreiheit in Apps und hilft Menschen bei der Nutzung von Bussen und Bahnen. Projektleiter Andreas Zylla präsentierte auf der REHACARE eine Demo-Version des digitalen Sprachassistenten für den NRW-Nahverkehr und gab einen Ausblick auf den zukünftigen Einsatz.
„Die primäre User Journey stellt eine hauptsächliche Bedienung via Sprache und ohne Blick auf das Smartphone dar.“
Digitale Assistenten sollen den (digitalen) Alltag vereinfachen. Als Sprachassistent oder fortschrittliches Chatbot-System können sie – mittels Künstlicher Intelligenz – schneller auf immer umfangreichere Datenbestände zugreifen und damit intelligente Dialoge mit ihren Nutzer:innen führen. Diese Technologie bzw. dieses entsprechende App-Modul soll jetzt schnellstmöglich für die Live-Apps der ÖPNV-Partner:innen in Nordrhein-Westfalen zur Verfügung stehen.
Die Demo-Version des digitalen Sprachassistenten auf der REHACARE zeigt die Möglichkeiten der Anwendung:
Der digitale Sprachassistent wurde auf der REHACARE in einer Demonstrator-App vorgestellt. Diese dient als Zielbild und Schablone, die den ÖPNV-Partner:innen die Integration des Moduls in ihre jeweiligen Apps visualisiert. Das App-Modul wurde als White-Label-Ausprägung erstellt. So besteht die Möglichkeit, verschiedene Mandanten – also verschiedene Verkehrsverbünde und -unternehmen – separat voneinander zu behandeln. Das App-Modul für die digitale Sprachassistenz kann in jede App, unabhängig von der zugrundeliegenden Technologie, integriert und optisch angepasst werden.
Verkehrsverbünde und -unternehmen können den digitalen Sprachassistenten als zusätzliches Serviceangebot in ihre Apps und Auskunftssysteme einbinden. Mit dem vollautomatisierten Sprachtool erweitern sie ihr bestehendes Dialogangebot um einen barrierefreien Aspekt und bieten damit allen Kund:innen ihrer App einen Mehrwert.
Die Demo-Version des digitalen Sprachassistenten bietet Fahrgastinformationen nach dem ganzheitlichen DELFI-Ansatz. Über eine App, die das digitale Assistenz-Modul implementiert hat, können sich Kund:innen des NRW-Nahverkehrs mittels Sprachein- und -ausgabe kostenlos und datenschutzkonform Informationen zu Fahrverbindungen und Abfahrtszeiten einholen. Dabei können auch Fahrteinstellungen – beispielsweise die Auswahl zwischen Nah- und Fernverkehr, Gehgeschwindigkeit oder Einschränkungen (z. B. Rolltreppen oder Aufzüge) – angepasst werden. Außerdem bietet das App-Modul die Möglichkeit, Antworten beispielsweise zu Streckenvorschlägen grafisch, ohne zusätzlichen Aufwand für die jeweiligen Nutzer:innen, aufzubereiten. Weder muss ein aktives Update der App vorgenommen werden, noch muss eine Registrierung innerhalb der App oder eines Accounts erfolgen. Die hauptsächliche Bedienung erfolgt via Sprache und ohne Blick auf das Smartphone.
Die im Hintergrund aufgebaute Technik zur Spracherkennung, zur Bearbeitung einer Anfrage und zur Ausgabe der Informationen besitzt das Potenzial, auch in anderen, sogenannten „Clients“ Anwendung zu finden. Dazu gehören beispielsweise WhatsApp, Signal oder Facebook Messenger. Voraussetzung für eine Integration wäre allerdings, dass die Clients eine ausreichende Transparenz gemäß Datenschutz-Grundverordnung ausweisen.
Digitale Assistenten nutzen fortschrittliche Künstliche Intelligenz (KI) zum Verständnis und zur Verarbeitung natürlicher Sprache und bilden sich durch maschinelles Lernen weiter, um eine personalisierte Konversationserfahrung zu bieten. KI-Anwendungen im Bereich Natural Language Processing (NLP), zu deutsch natürliche Sprachverarbeitung, erreichten erstmals im Jahr 2017 eine Erkennungsrate von 95 Prozent. Das bedeutet, dass sie genauso viele Wörter eines Menschen verstehen wie ein Mensch selbst. Für den digitalen Sprachassistenten im NRW-Nahverkehr haben die beauftragten Dienstleister einen Natural Language Understanding Engine bereitgestellt und projektspezifisch trainiert.
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