Vernetzung
Standardisierung
Data Governance
25. Juli 2024
Grundlagenarbeit für die multimodale Mobilität
Die digitale Vernetzung zwischen klassischen ÖPNV-Angeboten und modernen Mobilitätsdienstleistungen braucht Richtlinien und Standards, auf deren Basis Daten und Informationen systemübergreifend ausgetauscht werden können.
Mit dem Leitfaden zur Standardisierung und Data Governance im Öffentlichen Verkehr Nordrhein-Westfalens hat die ÖPNV Digitalisierungsoffensive NRW wichtige Grundlagenarbeit für die multimodale Mobilität geleistet. Diese wird kontinuierlich fortgeschrieben, zum Beispiel mit dem Konzept zur „Standardisierung des Datenaustauschs für Gelegenheitsverkehre.”
Mobilität als Gesamtangebot: Dafür setzen die Unternehmen im NRW-Nahverkehr auf Kooperation und digitale Vernetzung. Ihre Kund:innen können sich mit verschiedenen ÖPNV-Apps über durchgehende Fahrten informieren, Tickets buchen oder den gemeinsamen elektronischen Tarif nutzen und bezahlen. Das Landesprogramm Mobility-as-a-Service führt diese Idee nun weiter in die Zukunft – vom ÖPNV zur multimodalen Mobilität. Klassische ÖPNV-Angebote werden mit Angeboten der neuen Mobilität und privaten Verkehrsdienstleistungen zu einer nahtlosen Reise- und Servicekette verknüpft, so dass die Menschen in NRW ihre persönliche Mobilität gezielt und einfach zugleich organisieren können. Damit das gelingt, müssen die Systeme der verschiedenen Mobilitätspartner:innen miteinander kommunizieren und ihre Daten austauschen können.
Multimodale Datendrehscheibe NRW
Um dem Anspruch einer verkehrsmittelübergreifenden Mobilität gerecht zu werden, hat die ÖPNV Digitalisierungsoffensive NRW die Multimodale Datendrehscheibe NRW realisiert. Seit Mai 2024 im Produktivbetrieb, bündelt, konvertiert und prüft sie die für ein Auskunftssystem zur multimodalen Mobilität notwendigen Daten und ermöglicht die Erreichbarkeit über einen Zugangspunkt. Sie sorgt zudem für einheitliche Vertragsstrukturen und den notwendigen Datenschutz.
Drei Integrationsstufen des Datenaustauschs
Ziel der digitalen Vernetzung im ÖPNV ist es, dass Fahrgäste die Angebote unterschiedlicher Mobilitätsanbieter kombiniert und bedarfsgerecht nutzen können, ohne für einen Weg mehrere Buchungen vornehmen zu müssen.
Verbindliche Standards zum Datenaustausch
Der offene Datenaustausch braucht Regeln für einen verantwortungsvollen Umgang mit sensiblen Informationen ebenso wie herstellerunabhängige Standards für die systemübergreifende Vernetzung. Hier hat die ÖPNV Digitalisierungsoffensive mit dem „Leitfaden zur Standardisierung und Data Governance des ÖPV NRW“ eine zentrale Grundlagenarbeit geleistet. Er basiert auf den Ergebnissen der bundesweiten Initiative Digitale Vernetzung im ÖPV und leistet die wichtige Hilfestellung zur Einhaltung von verbindlichen Standards für Datenformate und Schnittstellen zur Fahrgastinformation und zum elektronischen Vertrieb sowie dessen Regelungen zum Datenaustausch im Öffentlichen Personenverkehr Nordrhein-Westfalens.
Der Leitfaden richtet sich an Verkehrsverbünde und -unternehmen sowie Anbieter privater Mobilität und Betreiber weiterer ÖPV-Systeme ebenso wie an Bewilligungsbehörden und Kommunen oder Datenabnehmer, die neue Dienste für Endkund:innen entwickeln möchten. Dafür verschafft er zunächst den notwendigen Überblick über vorhandene und in der Entwicklung befindliche Landessysteme sowie ihre Schnittstellen in Fahrgastinformation und Vertrieb. Er vermittelt zugleich bestehende Regeln für den Datenaustausch zwischen diesen Systemen sowohl hinsichtlich Verantwortlichkeiten als auch der zu nutzenden Standards in NRW. Sofern landes- oder bundesweit noch kein allgemeingültiges Reglement definiert wurde, wird auf bereits pilotierte Systeme oder internationale Standards verwiesen.
Als „lebendiges Dokument“ wird der Leitfaden durch das Kompetenzcenter Digitalisierung NRW (KCD) und die Zentrale Koordinierungsstelle ÖV-Datenverbund NRW (ZKS) fortlaufend aktualisiert und trägt so den technologischen und regulatorischen Entwicklungen Rechnung.
Data Governance
Data Governance ist eine Sammlung von Prozessen, Rollen, Richtlinien, Standards und Kennzahlen, die eine effektive Nutzung von Informationen ermöglichen. Sie umfasst die Prozesse und Verantwortlichkeiten, die für die Qualität und Sicherheit genutzter Daten relevant sind und ermöglicht die Einhaltung interner Richtlinien sowie gesetzlicher Vorgaben im Sinne einer durchgehenden Compliance.
Datenaustausch für Gelegenheitsverkehre
Bei der Realisierung multimodaler Mobilität nicht zu vernachlässigen, sind die sogenannten Bedarfs- oder Gelegenheitsverkehre, zu denen flexible On-Demand / Ridepoolingangebote des ÖPNV ebenso zählen wie die Leistungen privater Taxiunternehmen. Auch hier braucht die digitale Vernetzung herstellerunabhängige Standards, auf deren Basis Daten und Informationen systemübergreifend ausgetauscht werden können. Dafür hat die Zentrale Koordinierungsstelle ÖV-Datenverbund NRW (ZKS) ein erstes Projekt zur “Standardisierung des Datenaustauschs im Gelegenheitsverkehr (SDGV)”, an dem sich beispielsweise auch der Verband des privaten gewerblichen Straßenpersonenverkehrs Nordrhein-Westfalen e. V. (VSPV) beteiligt hat, bereits abgeschlossen.
Daten- und Schnittstellenstandards sind essenziell, damit ein einheitlich gedachter Verkehrsraum auch in einen einheitlichen Datenraum mündet.
Leiter der zentralen Koordinierungsstelle für den ÖV-Datenverbund (ZKS)
Mit dem Konzept SDGV liegt ein fachliches Datenmodell vor, das die drei Formen des Datenaustausches –
- reiner Datenaustausch zur Information
- Datenaustausch in Verbindung mit dem Austausch eines Buchungslinks, der einen Absprung zwecks Buchung auf die Seite des jeweiligen Anbieters ermöglicht
- Tiefenintegration für die direkte Buchung ohne Absprung zum jeweiligen Anbieter
– berücksichtigt und begründete Empfehlungen für die Abbildung der drei Stufen über bestehende Schnittstellenformate abgibt. Künftige Vorhaben zur digitalen Vernetzung von Verkehrsangeboten zu multimodalen Mobilitätsservices können darauf aufbauen und das fachliche Datenmodell um ein technisches ergänzen. Damit werden dann die jeweiligen Betreiber der relevanten Systeme in die Lage versetzt, ihre Informationen gegenseitig zu übermitteln und auszutauschen.
Header: © shutterstock / David Gyung
Grafik: © ZKS ÖV-Datenverbund NRW