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Mobilität
29. August 2022
Mobilitätsbudget bewegt Pendler:innen zum Umstieg
Mit einem Mobilitätsbudget bieten private und öffentliche Arbeitgeber:innen ihren Mitarbeitenden eine Chance, ein klassisches Mobilitätsangebot wie Dienstwagen oder Jobticket zu erweitern und nachhaltige sowie multimodale Angebote zu nutzen.
Pendler:innen setzen zunehmend auf flexible, umweltfreundliche Lösungen für ihre berufliche und private Mobilität. Arbeitgeber:innen wiederum wollen Fuhrparkgrößen reduzieren, Kosten sparen, eine bessere CO2-Bilanz erreichen und ihre Attraktivität für Fachkräfte erhöhen. Vor diesem Hintergrund treibt die ÖPNV Digitalisierungsoffensive NRW die landesweite Entwicklung von Mobilitätsbudgets in Kooperation mit den ÖPNV-Partner:innen voran.
Attraktive Angebote schaffen
In Zeiten von Home- oder Flexoffice wird eine facettenreiche Mobilität für viele Berufspendler:innen immer wichtiger. Flexible Tarife für Bus und Bahn sind zunehmend gefragt, ergänzt durch günstige Sharing- oder On-Demand-Angebote für die erste und letzte Meile. Das gilt gerade in Ballungszentren mit hohen Staudichten und wenigen Parkmöglichkeiten, wo ein eigenes Auto kaum eine Option mehr ist. Nicht zuletzt verlangt ein wachsendes Umweltbewusstsein nach zukunftsorientierten Mobilitätslösungen – und attraktive Angebote führen zu einem veränderten Mobilitätsverhalten. Während Arbeitgeber:innen Alternativen für die Arbeitsmobilität ihrer Mitarbeitenden suchen, richten die Partner:innen im ÖPNV ihre Tarifprodukte an den neuen Kundenwünschen hinsichtlich Flexibilität und Multimodalität aus.
Multimodale Mobilität einfach buchen und nutzen
Ein Mobilitätsbudget bietet maßgeschneiderte Verkehrsdienstleistungen, die klassische Bus- und Bahnangebote mit modernen, flexiblen Bedienformen kombinieren. Integrierbar wären New-Mobility/Shared-Mobility-Angebote wie Bike-Sharing, Scooter-Sharing, Roller-Sharing, Carsharing sowie On-Demand Ridepooling-Dienste ebenso wie Angebote des Individualverkehrs wie Taxidienste und Mietwagenverleih. Über eine Weboberfläche oder eine App zur Verfügung gestellt, ermöglicht das Mobilitätsbudget eine einfache Buchung und Nutzung des jeweils gewünschten Angebots sowie eine steuerlich konforme und optimierte Abrechnung. Ergänzt um digitalisierte Infrastruktureinrichtungen wie Park&Ride-Anlagen, Parkhäuser, Rad- und Mobilstationen oder auch elektrische Lademöglichkeiten, kann das Mobilitätsbudget wie eine Flatrate sowohl für Arbeitswege als auch in der Freizeit genutzt werden.
Betriebliches Mobilitätsmanagement
Für die neue Landesregierung ist die Förderung des betrieblichen Mobilitätmanagement (BMM) ein wichtiges verkehrspolitisches Ziel. Das BMM wird in unterschiedlichen Kapiteln des Koalitionsvertrages als wichtiges Instrument zur Umsetzung von nachhaltigen Mobilitätskonzepten hervorgehoben. Ziel ist es, die Erreichbarkeit von Unternehmensstandorten, etwa in Gewerbegebieten, mit umweltfreundlichen Verkehrsmitteln zu verbessern.
Um entsprechende Modellvorhaben zu unterstützen, hat das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen in Kooperation mit dem Zukunftsnetz Mobilität NRW, dem Netzwerkbüro Betriebliche Mobilität NRW der Industrie- und Handelskammern sowie dem Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung den neuen landesweiten Wettbewerb „ways2work“ gestartet. Hierbei stehen besonders Konzepte im Fokus, die Elemente des Betrieblichen Mobilitätsmanagements beinhalten und dabei vorzugsweise auf eine Stärkung des öffentlichen Verkehrs und der Nahmobilität abzielen.
Fünf Pluspunkte für ein Mobilitätsbudget
Mit einem Mobilitätsbudget als Mitarbeiterbenefit können Arbeitergeber:innen ihre Attraktivität vor allem für junge Fachkräfte erhöhen, denn der eigene Dienstwagen ist für viele Millennials der Generation Y kein notwendiges Statussymbol mehr. Flexibilität und Freiheit in der Mobilität sind ihnen wichtiger. Gleichzeitig bringt ein Mobilitätsbudget Arbeitgeber:innen Pluspunkte in Sachen Nachhaltigkeit, die durch die neue EU-Taxonomie Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD) auch messbar werden. Diese Vorteile liegen auf der Hand:
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Voll flexibel: Ob öffentliche Verkehrsmittel, Autos, Leihräder oder E-Roller – das Budget ist flexibel einsetzbar und garantiert ein umfangreiches Mobilitätsangebot.
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Individuell: Mitarbeitende sind nicht nur auf einen Dienstwagen festgelegt, wenn sie lieber mit dem Rad fahren. Sie treffen die Wahl der Verkehrsmittel ganz nach ihrem Bedarf und ihren Vorlieben.
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Klimafreundlich: Ein Mobilitätsbudget fördert die Nutzung alternativer Verkehrsmittel; es reduziert die Nutzung von Pkw und damit verbundene CO2-Emissionen.
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Raumsparend: Ein Mobilitätsbudget schont auch räumliche Ressourcen. Weniger Dienstwagen bzw. kleinere Fuhrparks benötigen weniger Straßen und weniger Parkraum.
- Kostengünstig: Die Kosten für die Anschaffung und den Unterhalt eigener oder dienstlicher Fahrzeuge werden reduziert. Zugleich werden ÖPNV-Angebote steuerlich begünstigt. Davon profitieren Unternehmen und ihre Mitarbeitenden.
Laut „The Arval Mobility Observatory Fleet Barometer 2020“ setzen bereits 13 Prozent der europäischen Großunternehmen auf ein Mobilitätsbudget, weitere 29 Prozent wollen es bis 2023 einführen. Vorreiterländer sind hier Belgien, Luxemburg, die Schweiz, die Niederlande und Spanien. In Deutschland ist das Mobilitätsbudget bislang nur für zwei Prozent der Unternehmen eine Option. Deshalb haben der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen, die Allianz pro Schiene, Zukunft Fahrrad und der Bundesverband CarSharing im Dezember vergangenen Jahres ein Bundesprogramm zur Förderung betrieblicher Mobilitätsbudgets gefordert.
Landesweiter Dialog für ein Mobilitätsbudget
Seit 2019 treibt die ÖPNV Digitalisierungsoffensive NRW die Entwicklung eines Mobilitätsbudgets landesweit voran und erschließt damit den öffentlichen Verkehrsunternehmen ein neues, attraktives Marktfeld. In enger Zusammenarbeit mit dem Zukunftsnetz Mobilität koordinieren die Kompetenzcenter Marketing (KCM) und Digitalisierung (KCD) einen landesweiten Dialog, um das Mobilitätsbudget im ganzen Land für interessierte Arbeitgeber:innen und ihre Mitarbeitenden nutzbar zu machen.
In einem Workshop der Kompetenzcenter Marketing (KCM) und Digitalisierung (KCD) mit dem Zukunftsnetz Mobilität NRW und den Verkehrsunternehmen im August 2022 formulierten die Teilnehmenden ihre Erwartungen an ein Mobilitätsbudget. Die nicht repräsentative Stichprobe ergibt ein erstes, subjektives Meinungsbild:
Verlagerung auf nachhaltige Verkehrsmittel
37 %
Neue Positionierung als multimodaler Akteur/Dienstleister
21 %
Gewinnung Neukund:innen und Adressierung neuer Marktsegmente
17 %
Verbesserung/Steigerung der gemeinsamen Kundenbindung
15 %
Erlössteigerung durch Upselling o.ä.
10 %
Das Angebot eines Mobilitätsbudgets verfolgt einen nutzerzentrierten Ansatz und sieht öffentliche Mobilität als Dienstleistung. Damit schafft das Teilprojekt der ÖPNV Digitalisierungsoffensive NRW auch wichtige Voraussetzungen für Mobility-as-a-Service und das Landesprogramm MaaS NRW.
Foto: © Girts Ragelis / shutterstock.com