Neben dem landesweiten eTarif eezy.nrw hat jeder der vier Tarifräume in Nordrhein-Westfalen einen regionalen eTarif: eezy AVV, eezy VRR, eezy VRS und eezy Westfalen.
Vor einem Jahr gestartet, ist eezy bundesweit der erste, tarifraumübergreifende elektronische Tarif für Bus und Bahn, bei dem Fahrten nur per App gebucht und per Luftlinienkilometer abgerechnet werden. Wie der eTarif bei den Fahrgästen in NRW ankommt und wie die öffentliche Mobilität in Zukunft noch einfacher wird, erklären die Projektleiter Eduard Rollmann und Benjamin Noll vom Kompetenzcenter Marketing NRW (KCM).
Bus- und Bahnfahren wird so einfach wie nie: Mit diesem Versprechen ging der eTarif eezy.nrw am 1. Dezember 2021 an den Start – und markierte bundesweit einen Meilenstein in der digitalen Transformation des Öffentlichen Personennahverkehrs. Denn beim Buchen und Bezahlen einer Fahrt im NRW-Nahverkehr spielen Tarifgrenzen seitdem keine Rolle mehr. Die landesweite elektronische Tariflösung bildet die Tarifinformationen aller Verkehrsverbünde und -unternehmen in Nordrhein-Westfalen einheitlich ab. „Das ist in dieser Dimension einzigartig in Deutschland“, betonen Eduard Rollmann und Benjamin Noll vom Kompetenzcenter Marketing NRW (KCM). Sie leiten gemeinsam mit dem Kompetenzcenter Digitalisierung (KCD) die Einführung und die weitere Entwicklung des eTarifs im Nahverkehr Nordrhein-Westfalens. Im Interview ziehen sie die erste Jahresbilanz zu eezy.nrw und geben einen Ausblick auf zukünftige digitale Tariflösungen – auch mit Blick auf das D-Ticket.
Neben dem landesweiten eTarif eezy.nrw hat jeder der vier Tarifräume in Nordrhein-Westfalen einen regionalen eTarif: eezy AVV, eezy VRR, eezy VRS und eezy Westfalen.
Benjamin Noll: eezy.nrw bietet einen intuitiven Zugang zum ÖPNV und damit eine Tariflösung, auf die Fahrgäste im NRW-Nahverkehr lange gewartet haben. Die Nutzer- bzw. die Verkaufszahlen wachsen kontinuierlich. Seit dem Start von eezy.nrw wurden Stand 30. November 820.101 Fahrten getätigt. Dabei hat sich die Zahl der monatlichen Fahrten – mit Unterbrechung durch das 9-Euro-Ticket – kontinuierlich erhöht. Im Oktober hatten wir mit 137.442 Fahrten einen Höchststand erreicht, der im November mit einer Zahl von 171.671 noch einmal übertroffen wurde.
Eduard Rollmann: Zunächst ist es wichtig, dass wir im NRW-Nahverkehr auf das digitale D-Ticket gut vorbereitet sind. Wir haben im Rahmen der ÖPNV Digitalisierungsoffensive NRW und auch im Zuge der Einführung des eTarifs optimale technologische und organisatorische Voraussetzungen geschaffen, um neue Tarifprodukte wie das Deutschland-Ticket zu realisieren. Natürlich stellt der Preis des D-Tickets alle etablierten ÖPNV-Tarife vor Herausforderungen. Aber dank eezy.nrw haben wir heute schon ausreichend Potenzial, zukunftsoptimierte Tarifgestaltungen an den Markt zu bringen.
Wenn das D-Ticket dann kommt, werden wir dafür gemeinsam mit allen Partner:innen in NRW Ideen für neue Preismodelle im eTarif entwickeln.
Benjamin Noll: Sicher ist, dass immer mehr Fahrgäste die Apps von Verkehrsverbünden und -unternehmen nutzen – sei es für die Reiseinformation in Echtzeit oder für den Ticketkauf. Unsere Erhebungen zeigen, dass seit dem Start des eTarifs rund 300.000 Downloads eezy.nrw-fähiger Apps getätigt und 820.101 Fahrten mit diesen unternommen wurden. Zwar ist nicht jede:r Appnutzer:in auch Nutzer:in von eezy.nrw, denn viele Apps verkaufen ja auch die herkömmlichen Handytickets. Aber für die Fahrgäste wird es immer selbstverständlicher, eine Nahverkehrsapp zu nutzen und Handytickets zu kaufen. Das ist durch umfangreiche Marktforschungen belegt und gilt nicht nur für junge Kund:innen.
Ein digitales Ticket wird schon in wenigen Jahren eine selbstverständliche Lösung sein.
Eduard Rollmann: Wir werden sicher noch eine längere Zeit Papierfahrscheine am Automaten anbieten. Und das eTicket auf Chipkarte wird neben dem Smartphone eine gern genutzte Alternative bleiben. Aber wir sehen ja, dass die Digitalisierung schon lange vor dem 9-Euro-Ticket und dem Deutschland-Ticket die Kundenerwartungen verändert hat. Immer mehr Menschen wünschen eine flexible Nutzung von Mobilitätsdienstleistungen, die auch über den klassischen Nahverkehr hinausgeht. Sie wollen mit ihrem Smartphone einfach einchecken, ihre Fahrten mit Bussen, Bahnen, On-Demand-Angeboten und Sharing-Diensten individuell gestalten. Dafür brauchen wir zukünftig innovative, digitale Mobilitäts- und Serviceangebote, die diese unterschiedlichen Verkehrsträger tariflich, z.B. durch eine Bepreisung per Luftlinie, und auch vertrieblich durch eine „Check-In / Check-Out“ - Technologie mit einem einzigen Registrierungsprozess sinnvoll im Fahrgastinteresse verknüpfen.
Für die Ausgestaltung der eTarife im Nahverkehr und die Technik im Hintergrund hat das Land Nordrhein-Westfalen 100 Millionen Euro bis zum Jahr 2031 bereitgestellt. Bis dahin werden alle Mobilitäts- und Serviceangebote im NRW-Nahverkehr digital mit einer transparenten Tariflösung hinterlegt sein.
Foto: © A_B_C / Shutterstock (1); © Smilia Dankert (2), © VRS GmbH (3)